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Das Stahlwerkmassaker

Duisburg + Essen / 1997 + 2008 / VHS / 8 Minuten

Das dürfte einer der zahlenmäßig vermutlich überschaubaren Fälle der Filmgeschichte sein, in der ein erster Teil zwar fünf Jahre nach dem zweiten Teil erscheint, aber sechs Jahre vor diesem zweiten Teil gedreht wurde. Der Hintergrund ist aber nicht so arg spektakulär:

Duisburg 1997: Cast & Crew

Das Stahlwerkmassaker, so wie’s hier zu sehen ist, ist eine Art Found-Footage-Film. Ursprünglich war das ein 1997 von Reinhard gedrehter, todernst gemeinter und selbst für Splatterspacken-Amateurfilmerverhältnisse vollschrottiger Slasher, dessen Entstehung, bei aller Fairness, eigentlich nur mit einem völligen Blackout seitens Reinhard zu erklären ist (Wo sonst bekommt man schon Darsteller zu sehen, die mitten im Film in die Kamera gucken und „ich hab kein‘ Bock mehr“ murmeln?). Reinhard selbst wollte den Streifen eigentlich klammheimlich verschwinden lassen, weil er ihm inzwischen arg peinlich war, aber da wir 2003 eine sehr erträgliche Fortsetzung gedreht hatten, ging das irgendwie schlecht.

Essen 2008: Michael Beyer im Studio

Irgendwann 2008 hat er mir dann das beim Aufräumen wieder aufgetauchte Tape mit seiner alten Schnittfassung darauf in die Hand gedrückt, mitsamt allem, was noch an Rohmaterial überlebt hat, und gesagt, ich soll damit machen, was ich für richtig halte. Ich habe daraufhin zwei Drittel des Films in die Tonne gekloppt und für den verbliebenden Rest einen Off-Kommentar geschrieben, der behutsam durch die komplexe Handlung führt.

Die Musik stammt auch in meiner Version des Films noch aus Reinhards Ursprungsfassung, damals komponiert unter Zeitdruck auf dem Amiga 500 seines vermutlich genervten Kumpels Karsten, mit einem Programm, das Reinhard nicht bedienen konnte (was aber auch nicht weiter schlimm war, weil er nach eigenen Angaben sowieso völlig unmusikalisch ist). Das erklärt eventuell manches. Eben jener Karsten hatte Reinhard auch das „Amok Production“-Logo am Schluss gebastelt. Das hätte ich, weil’s zu der neuen Fassung des Films nicht passt, sicherlich rausgeschnitten, aber da Karsten mittlerweile verstorben war, hatte Reinhard mich gebeten, es als Andenken an ihn im Film zu belassen .

Beim 19. Internationalen Bochumer Videofestival hat der Film mit dem Grand VideoSlam einen der beiden Publikumspreise des Festivals gewonnen. Yeah!

Wer noch zweieinhalb Minuten mehr Zeit mitbringt, kann sich vorher zur Einstimmung unseren an den Originalschauplätzen (nur halt elf Jahre später) improvisierten Trailer reinziehen:

Cast

Viola Sölter – Kim
René Reiter – Steven
Yasmin G. – Stefanie
Carsten Clemens – Mark
Sascha Kerkhoff – Christoph
Reinhard K. – Das Stahlwerkmassaker

Crew (1997er-Version)

Reinhard K. – Regie, Kamera, Musik, Effekte
René Reiter – Kamera, Effekte

Crew (2008er-Version)

Lukas van Looping – Regie, Schnitt, Off-Kommentar, Ton, Titel
Michael Beyer – Sprecher
Corny Rambadt – Tontechnik