Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Trailer-Trash

Von 2004 bis ungefähr 2008 habe ich gegen ganz anständige Bezahlung eine Reihe von Trailern für diverse DVD-Publisher produziert – das ganze Programm: Konzept, Schnitt, Ton, etc, für drittklassigen Horrorschrott, Euro-Trash, Action- und Kickboxergülle. Ab und zu war ein ordentlicher Film dabei, aber meistens war das wirklich hinterletzte Wühltischware. Eigentlich wäre die ganze Angelegenheit nicht zwangsläufig erwähnenswert, aber die Ironie wollte es, dass diese Trailer im Laufe der Jahre wahrscheinlich mehr Publikum angezogen haben als alle meine eigenen Werke zusammen – wenn man die Zuschauerzahlen aller von mir erstellter Trailer zusammenrechnet (zumindest von denen, von denen ich weiß, dass sie bei Youtube zu finden sind), kommt man auf was annähernd Sechsstelliges. Nachdem ich wegen der Dinger eine Weile lang jede Woche mindestens eine huldigende Fanmail bekommen habe (Bilanz für meine eigenen Filme: 0 huldigende Fanmails) und mir die Clips empfohlen wurden von Leuten, die nicht ahnten, dass ich der Urheber war, dachte ich, es sei ganz sinnvoll, mal an exponierter Stelle eine Auswahl zu präsentieren.

Wer eine Kurzfassung der Hintergründe und Produktionsumstände will, kann sich auch das Interview reinziehen, das die Fünf Filmfreunde im März 2010 mit mir geführt haben (was meine Arbeit mit einem „Kampf bis zum Tod“ zu tun hat, ist mir zwar unklar, aber die Jungs werden schon wissen, was sie da schreiben).

Starten wir einfach mal mit dem bekanntesten Ausstellungsstück:

Ninja – In geheimer Mission

Das waren meine fünfzehn Minuten Internetruhm. Eigentlich nur aus der Frustration heraus entstanden, dass ich es meiner bescheidenen Meinung nach hinbekommen hatte, selbst lahme Krückenfilme einigermaßen professionell und unterhaltsam aussehen zu lassen, nur um dann vom Auftraggeber gesagt zu bekommen, dass meine Trailer „gar nicht richtig kicken“ würden. Nicht, dass man in der Branche immer gewusst hätte, was man haben will – als Hinweis zur Umsetzung eines Trailers habe ich labelseitig oft nur so was bekommen wie „der muss… (dramatische Pause) voll reinhauen.“ Nachdem nun aber also die Nichtkickung meiner Trailer von höchster Stelle festgestellt worden war, habe ich eines gehässig gestimmten Abends dann diesen Clip fabriziert, der gar keinen Hehl daraus macht, mit was für einer Gurke man es zu tun hat, und der genauso schmierig, asozial und hinsichtlich der politischen Orientierung fragwürdig daherkommt, wie ich mir die intendierte Käuferschicht vorstelle.

Ob der Trailer nun die DVD verkauft hat, oder ob sich die Leute nur online darüber beömmelt haben, spielte letztendlich keine Rolle. Ich hatte meinen Spaß. Das Internet hatte seinen Spaß. Und der Auftraggeber zeigte sich begeistert über die Reaktionen und glücklich, dass ich untalentierter, überbezahlter Depp jetzt endlich gelernt hätte, wie’s geht.

Ninja – in geheimer Mission 2: Russian Terminator

Die Fortsetzung folgte prompt. Nachdem ich an diesem Punkt schon ein paar Trailer in dem Stil gemacht hatte, hatte ich schlicht keine große Lust mehr auf’s Sprücheklopfen und habe mich zwecks Inspiration an die furchtbaren Menschen von Badmovies gewandt. Neben meinen eigenen Ergüssen und ein paar Zeilen meines regelmäßigen Kollaborateurs Dirk M. Jürgens finden sich im fertigen Produkt Sprüche unseres Comiczeichner-Sklaven Gregor Schenker, sowie von Vince und Xeno (die beide halbwegs seriösen Tätigkeiten nachgehen und hier deswegen sicher nicht mit Klarnamen genannt werden wollen).

Bloodsport III

Das hier ist einer dieser Sturzdummaufdiefressetrailer, geschnitten irgendwann Anfang 2004, also ziemlich zu Beginn meiner Trailermacherlaufbahn. Als Master hatte man mir nur ein schrammeliges VHS-Verleihtape gegeben, aber das ist nicht der wesentliche Grund für den miesen Ton und den mauen Schnitt (und natürlich erst recht nicht für die lieblosen Titeleinblendungen) – der Trailer musste in einer halben Nacht fertigwerden. Alles in allem habe ich, glaube ich, fünf Stunden gebraucht, inklusive Filmsichtung, und dafür ist es dann wieder ganz okay.

Solche Hopplahopp-Aktionen waren damals eher Regel als Ausnahme. Ich hatte keinen eigenen Schnittplatz, sondern mich in einen eingemietet, der zwar sehr preisgünstig war, den ich aber der Nutzungsordnung nach nicht für kommerzielle Projekte verwenden durfte. Also habe ich mich regelmäßig über Nacht angemeldet, gewartet, bis der letzte aus dem Haus war, einen kompletten Trailer in einer Schicht fertiggemacht, das Ding auf MiniDV ausgespielt und dann alle meine Spuren verwischt. Bei Sonnenaufgang bin ich zum Auftraggeber gefahren und habe direkt in bar kassiert. Immerhin lernt man auf die Weise, schnell und konzentriert zu arbeiten.

Übrigens hätte ich sicher nicht auf Daniel Bernhardts Rolle in „Matrix: Reloaded“ hingewiesen (die Pfeife hat da nur einen Mini-Auftritt als Kanonenfutter-Agent), das war der explizite Wunsch des Auftraggebers, um auf diese Weise noch ein paar nichtsahnende „Matrix“-Fans einzusammeln.

Fist of the North Star

Fist of the North Star war einer der erwähnten wenigen Filme, die sich als besser als ihr Ruf. herausgestellt haben Vor allem das Produktionsdesign ist für so eine Low Budget – Granate überdurchschnittlich gut, und so ist es auch kein Problem, ein paar hübsche Bilder zu finden. Dieses überzogene Erlöserpathos im Trailer ist natürlich cheesiger als die Schweiz, aber genau so ist der Film nun mal. Warum während der Einblendung der Namen anstatt Melvin van Peebles Chris Penn zu sehen ist? Warum Chris Penn, auf dessen „Reservoir Dogs“ – Ruhm man sicherlich auch hätte bauen können, im Trailer gänzlich unerwähnt bleibt? Ich weiß es schlicht nicht mehr.

Nur, um mal einen Eindruck davon zu vermitteln, wie klein die Brötchen sind, die in solchen DVD-Klitschen gebacken werden: Ich hatte damals angeboten, noch eine englische Version zu mischen, was grade mal eine zusätzliche Arbeitsstunde gekostet und, dank digitaler Vorlage, sehr gut geklungen hätte. Dafür war aber leider kein Budget mehr übrig, weshalb es den Trailer nur mit dem rumpeligen, teils schwer verständlichen deutschen Ton gibt (als Master für die deutsche Tonspur hatte ich wieder nur eine verrauschte VHS-Cassette bekommen).

Die fertige DVD wurde von der Splatting Image wegen des falschen Bildformats verrissen, aber immerhin wurde meine Arbeit erwähnt: „Der deutsche Trailer ist lustig.“ Das war zumindest nichts Negatives. Ich war stolz.

So. Das erst mal als kleinen Einblick; bei Gelegenheit werde ich diese Seite erweitern. Auf dem Youtube-Konto, das ich damals für solche Jobs eingerichtet hatte, gibt es ein paar weitere Trailer. Noch ein paar weitere müsste ich vor einem Upload erst editieren, weil Youtube keine nackten Tatsachen duldet. Und noch ein paar weitere sind so schlecht, dass ich mir die Mühe sicher nicht machen werde. Man kann halt nicht zu jeden Preis aus jedem Mist was Unterhaltsames zimmern.